Die Zeit zwischen den Jahren durchlebt jeder anders.
Die Rauhnächte ist die Differenz der Zeit zwischen dem Mondjahr und dem Kalenderjahr. Für viele Heiden endet das Jahr zur Wintersonnenwende. Das neue beginnt aber noch nicht ganz.
Die beste Zeit für Orakel jeder Art. Übrig geblieben beim gemeinen Volk ist bekanntermaßen das Bleigießen in der Silvesternacht.
Ein Mondmonat, also die Mondphasen von Neumond zu Neumond dauert ca. 29,5 Tage. 12 Mondmonate ergeben somit genau 354 Tage für das Mondjahr. Das Sonnenjahr von Wintersonnenwende zu Wintersonnenwende dauert aber bekanntermaßen ca. 365,25 Tage. Es verbleibt eine Differenz von 11 Tagen und damit 12 Nächten. 1)
Die Rauhnächte gelten als eine magische und besonders wilde Zeit. Die „Weltendecke“ ist dünn und allerlei Dämonen und Geister sollen sich herumtreiben. Odin und sein Gefolge rauschen als „wilde Jagd“ durch die Lüfte. Dem Geschehen in diesen Nächten kommt größere Bedeutung zu, und vielerorts gilt es als Orakel für das kommende Jahr, denn jede Nacht steht symbolisch für einen Monat des Folgejahres.
Frau Holle, die mit Freyja, und mit Perchta oder Hel identifiziert werden kann, ist Schutzpatronin dieser Tage.
Um diese Zeit sollten die Menschen ja nicht den Unwillen der Geister erregen. Die Arbeit hatte jetzt zu ruhen, und die Menschen sollten Rückschau halten auf das vergangene Jahr und sich auf das neue vorbereiten, um es würdig zu empfangen.
Die christliche Auffassung läßt die Rauhnächte weitgehend erst nach dem heiligen Abend beginnen. Dieser ist bekanntlich die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember, danach wäre die erste Rauhnacht die Nacht vom 25. auf den 26. Dezember und die zwölfte vom 5. auf den 6. Januar, den Dreikönigstag.
Die namentliche Bedeutung der Rauhnächte soll einer Theorie zufolge von „rauh“ kommen und auf das althochdeutsche „ruh“ (rauh, grob, haarig, ungezähmt) zurückgehen, welches mit den verbreiteten wilden, pelzverhüllten Masken der Perchten zusammenhänge. Für wahrscheinlicher als dies und auch als den Bezug auf Rauhreif halten Etymologen allerdings, daß sich das Wort von „Rauch“ (althochdeutsch: Rauh) ableitet. Das läßt sich dadurch belegen, daß es in diesen „Rauchnächten“ eben Brauch war, Haus und Ställe zu beräuchern, um diese zu reinigen und Geister und Dämonen fernzuhalten.
In den Rauhnächten bleibt für die Heiden das Jahresrad stehen. Altes ist noch nicht ganz gegangen, das Neue ist noch nicht stark genug. Die Kräfte, die das Rad des Jahres antreiben, manifestieren sich in dieser Zeit. Alles wird durcheinander gewirbelt. Jetzt sind die Nächte am längsten, hoch im Norden herrscht gar die Polarnacht mit völliger Dunkelheit.
Die Menschen sind in dieser Zeit besonders empfindsam, genau wie das kleine Lichtfünklein, das sich gerade erst entfaltet hat und noch besonderen Schutz benötigt. 2)
In diesem Sinne wünsche ich noch gemütliche und faule Tage. Lasst die Arbeit ruhen und die Gedanken fließen. Es kommt was kommen soll - es sei denn wir rufen was anderes.
Es gibt nichts über eine gesunde Portion Aberglaube. Aberglaube ist übrigens dem Sinn nach nichts anderes als ANDERSglaube im Sinne der christlichen Glaubenslehre.